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Rainer Schmidt

Taunushalle: Loslegen


In der Regel adressiere ich meine Reden nicht direkt an die Bürgerinnen und Bürger, gilt es doch, vorrangig die Kolleginnen und Kollegen der StVV zu überzeugen, einem Antrag zuzustimmen oder ihn abzulehnen.

Hier allerdings mache ich eine Ausnahme, denn hier sind die Bürger nicht nur am Portemonnaie betroffen (über Gebühren, Steuern). Der vorliegende Antrag der Verwaltung betrifft direkt das Lebensumfeld eines Stadtteils. Und der Schwerpunkt meiner Rede liegt genau auf dem Lebensumfeld der Bürger.

Für 1968, d.h. vor 50 Jahren verzeichnet die Chronik den ersten Spatenstich zur Taunushalle, einem Mehrfunktionsbauwerk, wie es in den Endsechzigern in vielen Orten errichtet wurde. Sport, Schule, Gastronomie, Bürgertreffpunkt, Feste und Feiern sollten die Aufgaben sein, die ein solches Zweckgebäude erfüllen sollte. Auch zog vielerorts die örtliche Freiwillige Feuerwehr mit ihrem Fuhrpark ein.

Und dies nicht auf der grünen Wiese, wie in vielen anderen Orten, sondern mitten im Ort, in unmittelbarer Nachbarschaft von Schule und Kirchen, da wo ein Bürgertreff einfach hingehört. Bereits am 25. Oktober 1969 konnte die Einweihung gefeiert werden.

Neben der Nutzung als Schulturnhalle wurde der TSG Schönberg die kostenfreie Nutzung der Taunushalle überlassen, mit der Maßgabe, ein Auge auf das Bestandsmobiliar zur haben. Die Überlassung stand übrigens im direkten Zusammenhang mit der Freigabe des alten Turnplatzes am Golfplatz, der für andere Zwecke durch die Ortsverwaltung benötigt wurde.

Bei der Gebietsreform 1972 brachte die vormals eigenständige Gemeinde Schönberg zwei wichtige ‚Brautgaben‘ mit in die Fusion zur Gesamtstadt Kronberg im Taunus: das ehemalige Rathaus dient nun erfolgreich als Kindertagesstätte Rackeracker und die Taunushalle ist nach wie vor fast rund um die Uhr von sporttreibenden Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen genutzt.

Im Laufe der Jahre musste die Taunushalle immer wieder „Flüchtlinge und Heimatlose“ aufnehmen, die von anderen Baumaßnahmen in der Kernstadt vertrieben wurden: Nach Abriss der alten Grundschule für den Musikverein Probenzimmer bereithalten, dem Fanfarenzug ein neues Treffdomizil, auch zur Lagerung von Instrumenten und Uniformen, bieten. Mit dem Einzug der Stadtkasse in die Villa Winter und der damit verbundenen Auflösung des Jugendzentrums und der Versammlungsräume kamen dann noch Kurse der Volkshochschule und weitere Musik- und Tanzgruppen hinzu. Zwischenzeitlich etablierte sich die Taunushalle auch als Kristallisationspunkt für ‚Creative Sounds‘, die schon lange auf der Suche nach Proben- und Veranstaltungsräumen waren.

Fast 50 Nutzungsjahre hinterlassen ihre Spuren, Bauvorschriften und Vorstellungen von energiesparender Nutzung ändern sich. Dringend notwendige Teilrenovierungen im Sanitärbereich und beim Hallenboden wurden in den letzten 15 Jahren durchgeführt, für den großen Wurf reichte es, auch aus Finanzgründen, für die Stadt Kronberg jedoch nicht, obwohl bereits seit den 2005er Jahren durch die Nutzer angemahnt wurde, sich über die kränkelnde Bausubstanz Gedanken zu machen.

Im Zuge von Überlegungen zur Neugestaltung des Schönberger Ortskerns kam 2013/2014 endlich wieder Bewegung in das Projekt. Hier wurden zahlreiche Alternativen vorgestellt von der einfachen Renovierung über Aufstockung bis hin zu Abriss und Verlagerung des Gesamtkomplexes Viktoriaschule/ Taunushalle unter Einbeziehung des Geländes der Markusgemeinde und des RPZ zu einer neuen Ortsmitte.

Die an der Vorstellung und Diskussion beteiligten Stadtverordneten favorisierten aus Kosten- und Zeitgründen damals bereits die Grundzüge der heutigen Magistratsvorlage. Im Zuge der Umzugsplanungen für das SGO-Geländer zur AKS reichte zwischenzeitlich die CDU noch eine Kosten- und Zeitplananfrage für einen Neubau einer multifunktionalen Sporthalle an der AKS ein, das Ergebnis war jedoch finanziell und vom Zeitstrahl her eher ernüchternd.

Nun liegt endlich nach vielen Rückfragen seit 2017 eine Magistratsvorlage auf dem Tisch, mit deren Abstimmung nun grünes Licht für eine weitere Detail- und Ausführungsplanung sowie für die Durchführung der Renovierungsarbeiten gegeben werden kann.

Bitte, liebe CDU, lieber Max Kahl, träumt auch bei verbesserter Haushaltslage nicht weiter vom großen Wurf, der, wenn überhaupt, erst in weiter Ferne und mit erheblich höherem Aufwand gelingen könnte. Für die nächsten 5 Jahre hat unsere Verwaltung bereits genug Großprojekte auf der Agenda ( 4-5 Teilprojekte am Bahnhof, Projekt Altkönigblick und weiteres), ein Renovierungsprojekt könnte sie aber sicher ohne fremde Hilfe stemmen.

Und wo wir schon beim Träumen sind: Die TSG Schönberg träumt immer noch davon, ihren 100sten Geburtstag in neuem Ambiente zu feiern.

Die KfB erwartet zwar noch, dass die betroffenen Nutzer in die finale Raumplanung eingebunden werden und die Ausschüsse auch über weitere Realisierungsfeinplanungen auf dem Laufenden gehalten werden. Wir können aber heute sagen:

Der Vorschlag ist finanziell darstellbar, die Auswirkungen auf den laufenden Schul- und Sportbetrieb minimiert und, da derzeit noch kein Pächter unter Vertrag ist, auch im Gastronomiebereich ohne Probleme realisierbar.

Wir werden daher der Magistratsvorlage zustimmen und wünschen uns auch die Stimmen der CDU hinzu, denn dieses Projekt eignet sich nicht für politische Statements und Kleinkriege, sondern ist einmal wieder eine Aktivität ganz nah am Bürger.

Wortbeitrag von Rainer Schmidt in der Stadtverordnetenversammlung am 22.2.2018

Entscheidungen:

Änderungsantrag CDU Renovieren und neues Konzept: 10 Ja (CDU, Grüne), 17 Nein (KfB, SPD, UBG, FDP)

Änderungsantrag SPD Aufstockung zurückstellen: 17 Ja (SPD, CDU, UBG, Grüne), 10 Nein (KfB, FDP)

Ursprungsantrag in geänderter Fassung: 24 Ja, 3 Enthaltungen (Grüne)

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